Meist sind neugegründete Unternehmen profitorientiert. Doch immer mehr Ideen mit sozialem oder ökologischem Mehrwert entstehen und werden auch unternehmerische Realität. Wir haben mit Hans Peter Gürtner, einem der Gründer von Boxwise gesprochen und ihn nach seinen Tipps gefragt.

Ihr hattet 2016 die Idee für Boxwise. Was macht ihr genau und wie entstand eure Idee?

Ende 2016 arbeiteten Bart, Maarten und ich als Freiwillige in einem Flüchtlingscamp in Nordgriechenland. Wir waren dort zuständig für die Verteilung von Sachspenden. Die Ausgabe war mit viel Chaos und Aufregung verbunden. Daher war es schon nach kurzer Zeit unser Ziel, die Vergabe zu einem Ort zu machen, an den alle – Geflüchtete und Freiwillige – gerne hingehen.

Dazu baute unsere Organisation einen „Free Shop“ – einen Ort, an dem Geflüchtete zum ersten Mal selbst aussuchen konnten, was sie brauchen. Um den Shop betreiben zu können, reichten aber Stift und Papier oder Excel nicht mehr aus. Wir drei haben uns damals eine Woche eingesperrt und eine erste Version unserer App produziert.

Boxwise ist nun der Versuch, diese Software-Lösung allen Organisationen einfach und nachhaltig zugänglich zu machen. Hieran arbeiten wir seit Anfang des Jahres 2018 aktiv.

Was hat euch dazu bewegt die Idee anderen Organisationen zugänglich zu machen und was waren eure ersten Schritte?

Wir haben unsere erste Version damals erstmal in 3 Camps in Griechenland implementiert, dann aber auch aufgehört weitere Organisationen mit an Bord zu nehmen. Lange Zeit war es für uns ein Freiwilligenprojekt neben unseren „richtigen“ Jobs und wir hatten einfach nicht die Kapazitäten um mehr Organisationen zu betreuen.

Es kamen aber immer wieder Anfragen und vor allem gutes Feedback. Irgendwann haben wir dann eingesehen, dass wir mit unserer Lösung vielen Organisationen helfen können und die Hilfe auch angenommen wird. Das motiviert immer wieder ungemein.

Gerade Unternehmen mit einem so hohen sozialen Nutzen brauchen eine Finanzierung. Wie konntet ihr diese Herausforderung lösen?

Die Herausforderung ist bei weitem noch nicht gelöst. Wir sind gerade in der Entwicklung der nächsten Version, die wir dann als Software as a Service anbieten wollen. Mit Unterstützung von anderen Organisationen, wie etwa humanilog, Spenden oder freiwilligen Codern, schaffen wir diesen Schritt schon noch.

Für Implementierung, Nutzung und Service unserer Anwendung werden wir danach dann eine Gebühr von unseren Nutzern verlangen. Unsere User sind natürlich meist gemeinnützige Organisationen, oft Grassroots, die nicht die Zahlungskräftigsten sind. An alternativen Finanzierungsmöglichkeiten müssen wir auf jeden Fall noch arbeiten.

Boxwise – ein soziales StartUp wächst

Hans Peter Gürtner – Mitbegründer von Boxwise

Ihr dürft euch mit eurer Idee zu den Gewinnern des European Youth Award 2018 zählen. Warum habt ihr bei dieser Initiative teilgenommen und wie hat es euch auf eurem Weg geholfen?

Der EYA wird für digitale Lösungen mit social Impact vergeben. Das passt ganz gut bei uns und jung sind wir ja auch noch. Der Award hat uns vor allem Publicity, neue Kontakte und einen sehr unterstützenden Mentor gebracht. Das Netzwerk ist nicht gerade klein.

Außerdem sind wir vor kurzem in einem Accelerator Programm aufgenommen worden – der MAN Impact Accelerator. Da hat der EYA bestimmt geholfen.

Wie sehen eure nächsten Schritte aus? Welche Ziele habt ihr euch gesteckt?

Die Entwicklung des nächsten Prototypen bis Februar steht ganz oben. Danach testen wir wieder in Griechenland und diesmal auch in Deutschland. Danach sehen wir weiter.

Habt ihr hilfreiche Tipps für unsere LeserInnen, die auch eine Idee für ein Projekt mit ökologischem oder sozialem Nutzen haben?

Natürlich! Sogar einige. Sucht euch am Anfang ein recht spezifisches Problem. Arbeitet nahe daran. Am besten habt ihr euer Problem am eigenen Leib erfahren. Iteriert oft zwischen Lösungsentwicklung und Testphase und scheut euch nicht andere um Hilfe zu bitten. Außerdem ist es wichtig sich um das Team zu kümmern. Motivation, Kommunikation und Anerkennung müssen stimmen.

Autor: Bernhard Kröll
Bilder: Stephen Dover | Matthias Rauch

Infobox:

Mehr zu Boxwise, der Idee und auch der Möglichkeit zu Spenden findest du auf folgender Website:

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Über den European Youth Award:

Initiiert im Jahr 2012 von Prof. Dr. Peter A. Bruck, PhD, ist der European Youth Award (EYA) heute eine europaweite Initiative für junge Social Entrepreneurs und Start-Up-GründerInnen, die digitale Projekte mit Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. EYA zeigt das Potenzial der Jugend, innovative Lösungen für konkrete gesellschaftliche Probleme zu finden. Teilnahmeberechtigt sind unter 33jährige Menschen aus Europa und der MENA Region.