V iele JungunternehmerInnen stehen bereits bei der Gründung oder zumindest innerhalb der ersten Jahre vor einer großen Entscheidung: Soll das StartUp in einem Filialmodell expandieren, oder ist das Wachstum mit Hilfe eines Franchise-System zielführender? Wir haben mit einem der Geschäftsführer des jungen Franchise-Systems „frischluft“, Herbert Reindl, gesprochen.

Euer Unternehmen ist seit 2016 ein erfolgreiches Franchise-System. Wie waren eure Anfänge? War von Anfang an klar, dass das Geschäftsmodell mit einem Franchise-System am erfolgreichsten sein wird?

Es war nicht von Anfang an klar. Wir begannen das Wachstum ähnlich eines Filialbetriebs. Es stellte sich allerdings sehr früh heraus, dass dies nur bedingt erfolgreich sein wird und sehr viele Anstrengungen unsererseits von Nöten sein werden.

In einigen Gesprächen mit externen Beratern wurde bald klar, dass wir uns für Franchise entscheiden werden. Von den Beratern wurden wir nicht nur im Vorfeld sehr gut gecoacht, sondern diese standen uns beim gesamten Prozess, von der Evaluierung bis zum Go-Live des Franchise-Systems, stets zur Seite.

Herbert Reindl

Herbert Reindl, MSc – Gründer und Geschäftsführer frischluft gmbh

An welche Faktoren habt ihr die Entscheidung geknüpft?

Die Entscheidung für Franchise ist gefallen, als wir verstanden haben, dass es darum geht Verantwortungen zu teilen. Wir als System-Zentrale sind dafür verantwortlich ein Produkt und ein Wirtschaftsmodell zu entwickeln, weiterzuentwickeln und gleichzeitig auch den Anforderungen des Markts gerecht zu werden. Außerdem ist es unserer Aufgabe, Gründer im Bereich unseres Produktes bereits im Vorfeld gut auszubilden, sie in der Go-Live-Phase zu unterstützen und die Umsetzung vor Ort zu kontrollieren.

Die Verantwortung der Franchise-NehmerInnen vor Ort liegt dann darin, aktiv UnternehmerIn zu sein und ein erfolgreiches Konzept weiter mit zu entwickeln und Ideen einzubringen. Vor allem aber auch, diese Entwicklungen vor Ort umzusetzen. Wir leben dabei den Gedanken des Fairplay Franchisings, denn miteinander können wir viel mehr erreichen.

Ihr seid dieses Jahr bereits zum zweiten Mal in Folge als bester Newcomer bei den österreichischen Franchise-Awards nominiert worden. Worin liegt eurer Meinung nach der große Erfolg von frischluft als Franchise-System?

Die zweite Nominierung dieses Jahr hat uns sehr gefreut und geehrt. Ich denke, der Erfolg des Konzeptes liegt in zwei Punkten. Einerseits haben wir ein sehr gut entwickeltes Konzept, das auch permanent weiterentwickelt wird. Außerdem treffen wir mit dem was frischluft im Kern ist, absolut den Puls der Zeit. Die Faktoren Sport, Bewegung und Natur gewinnen für viele immer mehr an Relevanz. Das wird sich in den nächsten Jahren auch nicht ändern.

Der Vorteil für Franchise-NehmerInnen liegt darin, dass sie mit überschaubaren Mitteln den Weg in die Selbständigkeit wagen können. Wir betreuen sie dabei wo wir können und wie man anhand unserer bestehenden Franchise-NehmerInnen sieht, ist die Erfolgsquote sehr hoch.

Wie beurteilt ihr die österreichische Franchise-Branche? Wo liegen die Vorteile aber auch die noch etwaig vorhandenen strukturellen Nachteile der Franchise-Szene in Österreich?

Wir erleben die österreichische Franchise-Branche als sehr offene Community. Quasi eine kleine Familie, in der Neid keine Rolle spielt und Hilfsbereitschaft und Offenheit herrscht. Jungen UnternehmeInnen werden alle Fragen beantwortet um die bestmögliche Hilfestellung zu bieten.

Die größten strukturellen Nachteile, die wir bisher erlebt haben, betreffen die Förderungen und auch die Beratungen seitens der Wirtschaftskammern. Hier herrscht oftmals Unwissenheit bzw. wird Franchise wohl noch nicht vollständig verstanden. Manchmal wird hier jungen UnternehmerInnen von Franchise sogar abgeraten.

Habt ihr hilfreiche Tipps für GründerInnen die kurz vor der Implementierung eines Franchise-Systems stehen?

Ein wichtiger Tipp, aus wirtschaftlicher Sicht, ist von Beginn an Prozesse genau und sorgfältig niederzuschreiben. In weiterer Folge heißt das geduldig und auch mutig sein. Wichtig ist es auch, die eigenen Kompetenzen zu kennen und an den Stellen, an denen diese enden auf externe Beratung zu setzen. Wir haben hier vor allem auf Waltraud Martius von der Firma Syncon und ihr Team vertraut.

Auf der persönlichen Ebene muss man für sich selbst klären, in welchem Verhältnis der wirtschaftliche Erfolg und die innere und persönliche Zufriedenheit stehen und, dass man das, was man macht, auch wirklich gerne und mit Herzblut macht.

Infobox:

Zum Unternehmen „frischluft outdoor fitness world franchise gmbh“:

Das Unternehmen frischluft wurde 2010 gegründet und der Startschuss für ein Franchise-Modell fiel 2012. Nach der Pilotierungsphase im Jahre 2013 war frischluft 2016 ein ausgereiftes Franchise-System. Das Unternehmen wird 2018 zehn Franchise-NehmerInnen zählen und rechnet mit einer Wachstumsrate von fünf bis zehn neuen Franchise-NehmerInnen im kommenden Jahr. In der Zentrale sind neben den beiden Gründern aktuell 6 und im gesamten System 26 MitarbeiterInnen beschäftigt.

Autor: Lisa Weber
Bilder: frischluft outdoor fitness world franchise gmbh