D ie StartUp-Szene scheint nach wie vor eine Männer-Domäne zu sein. Nur 6 Prozent (*Austrian Startup Monitor 2018) der StartUps werden von Frauen gegründet. Wo könnten die Ursachen dafür liegen? Wir haben mit Katja Schuh, der Gründerin von V-SUIT gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen gefragt.

Liebe Katja, aus welchem Need ist deine Idee entstanden und was hast du davor beruflich gemacht?

Ich war lange Zeit Führungskraft in einem internationalen Konzern und habe dort die Verantwortung für 100 Mitarbeiter*innen getragen. Da ist mir bewusst geworden, dass ich eine Leidenschaft habe, Menschen dabei zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Daraus folgte dann, dass ich eine systemische Coaching Ausbildung gemacht habe und mein Female Leadership Institut V-SUIT gegründet habe. Heute sind wir in zahlreiche Aktivitäten (wie Leadership Coaching, Mentoring in Firmen und Business Kleidung) involviert, um Frauen in Führungspositionen zu bringen.

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Katja Schuh
Gründerin des Female Leadership Institut V-SUIT

Was waren die wichtigsten Milestones im ersten Jahr? Welche Hürden galt es zu überwinden? Und waren darunter welche, bei denen du denkst, dass sie männliche Gründer in der Regel nicht haben?

Ich habe einen guten Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Gründer*innen, da mein Lebenspartner auch Gründer ist. Beide Geschlechter haben, denke ich, die gleichen Fähigkeiten als Unternehmer durchzustarten. Beide plagen auch die gleichen Selbstzweifel über eben diese Fähigkeiten und die eigene Idee. Fakt ist aber, dass „Karriere“ und „Erfolg“ bei jedem unterbewusst mit männlichen Eigenschaften gekoppelt ist (Selbsttest verfügbar von Harvard auf: https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/). Daher ist es für Frauen oft schwerer das Vertrauen für eine Idee oder ein Produkt von externen Stakeholdern zu bekommen.

Meine größte Hürde im ersten Jahr war der Kampf mit mir selbst. Ich war in der Vergangenheit sehr erfolgreich mit dem, was ich tat und hatte Angst mich dem Risiko des Scheiterns auszusetzen. Und diese geht auch nicht einfach weg, nur weil man weiß, dass man sie hat. Es ist ein konstanter Prozess. Geholfen hat mir speziell eine Peer-Group aus anderen weiblichen Unternehmerinnen, meine Coaching-Kollegen und Zeit für mich selbst, um nach innen zu schauen und zu reflektieren. „Durchhusteln“ bringt oft nur bedingt etwas.

Hattest du als Frau in der Gründung mit Vorurteilen zu tun, als du beschlossen hast dich selbständig zu machen? Wenn ja welche sind dir noch gut in Erinnerung?

Nicht wirklich mit „Vorurteilen“ gegenüber meinem Geschlecht, aber sehr viele waren erstaunt, dass ich den Schritt überhaupt mache und das in meinem Alter! Ich hatte eine bequeme Stellung in einem erfolgreichen Unternehmen und gute Aufstiegschancen. Das habe ich aufgegeben, um meiner Berufung nachzugehen – das ist etwas, was nicht so viele verstehen. Das Gute war allerdings, dass ich für mein Unternehmen kein Investment gebraucht habe – so blieb mir dieser Punkt, bei dem Frauen oft noch schlechter aussteigen, erspart.

Eine Geschichte beim Steuerberater ist mir noch in guter Erinnerung. Ich habe den Termin mit meiner Betreuerin gehabt, aber der Chef sollte für eine bestimmte Frage auch dazu kommen. Als er mich dann sah – jung, blond und weiblich, nahm ich deutlich etwas wahr: Er war kurz angebunden, sprach von oben herab mit mir und trug Sätze vor, als wären sie ohnehin selbstverständlich. Von so einem Verhalten lasse ich mich aber nicht wirklich beeindrucken. Gleichzeitig weiß ich, dass Beziehungsarbeit sehr wichtig ist und als Coach verstehe ich es durchaus alteingesessene Chefs kommunikativ abzuholen und ihnen die Angst vor dem neuen Unbekannten zu nehmen. Die Frage ist immer nur, ob ich mir diesen Aufwand gerade machen möchte.

Wie bist du Hürden und Vorurteilen begegnet und wie konntest du sie sogar zu deinem Vorteil nutzen?

Jede Hürde wird zum „Stepping stone“ sobald man sie anspricht. Wenn ich Vorurteilen den Wind aus den Segeln nehme, in dem ich sie zur Sprache bringe, habe ich gewonnen. Dies erfordert aber eine extra Portion Mut und Empathie. Nicht jeder reagiert schockiert darauf, wenn ich in den Raum stelle, dass ich denke, dass das ein Vorurteil sei. Manche fühlen sich angegriffen – „Weil sie ja nie diskriminieren würden“. Tatsächlich tun wir das aber alle – ständig. 90 % der Frauen in einer kürzlich durchgeführten Umfrage geben auch an, bereits Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz erfahren zu haben.

Wenn Kommunikation nichts mehr hilft, dann ist es oft besser eine Tür zu schließen, weil hinter der nächsten vielleicht etwas noch Besseres wartet.

Autor: Bernhard Kröll
Bilder: Vanessa Vandehart

Über V-SUIT:

Wir sind ein Female Leadership Institut mit Sitz in Wien und unter anderem haben wir bereits Netzwerkevents mit 160+ Frauen veranstaltet. Durch einen stimmigen Außenauftritt und strukturierte Karriereplanung gelingt unseren Kundinnen der nächste Karrieresprung. Mittels individuellem Business Mentoring helfen wir einer großen Gruppe von Frauen zum beruflichen Erfolg. Unser Ziel bis 2022: wir bringen 2.000 Frauen in die nächste Führungsposition.