V iele neugegründete Unternehmen bewegen sich im Feld der digitalen Serviceleistungen. Wie sehen die Rahmenbedingungen aber für neue Unternehmen aus, deren digitale Serviceleistung bereits in einer ähnlichen Form auf dem Markt ist? Wir haben mit Marc Schuler, Geschäftsführer von compera.at, zu seinen Erfahrungen gesprochen.

Sie selbst sind mit Ihrem Unternehmen gerade mit einer digitalen Serviceleistung in Österreich gestartet. Was machen Sie genau und was waren die treibenden Faktoren in den österreichischen Markt einzusteigen?

Wir haben mit compera.at ein Vergleichsportal für Österreich gegründet, das es unseren Kunden erlaubt, verschiedene Services für das Zuhause schnell und einfach zu vergleichen und schließlich unkompliziert zu wechseln. Dabei sind wir im November letzten Jahres mit einem Vergleich für Strom- und Gastarife gestartet. Aktuell bauen wir einen weiteren Vergleichsrechner für Telekommunikations- und Internet-Produkte auf.

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Marc Schuler, Geschäftsführer und Co-Founder compera GmbH

Anhand verschiedener Analysen und Marktforschungsdaten haben wir erkannt, dass die Nutzung von Vergleichsportalen in Österreich noch weit hinter der Nutzung von anderen Ländern wie z.B. England oder Deutschland zurückliegt. Andere Märkte haben zudem gezeigt, dass sich Vergleichsportale stark durchsetzen konnten und jeweils einen großen Anteil der Bevölkerung davon überzeugen konnten, derartige Services zu nutzen.

Wir rechnen damit, dass sich auch in Österreich die Nutzung von Vergleichsportalen noch vervielfachen wird, da immer mehr Dienstleistungen digital abgewickelt werden und wir hier gerade erst am Anfang stehen.

Vergleichsportale sind im Grundkonzept ja nicht neu. Viele unserer LeserInnen erfinden das Rad ebenso nicht neu, sondern verbessern bestehende Konzepte. Welche Tipps können Sie Gründerinnen und Gründern geben, die mit einem bestehenden Konzept auf den Markt gehen und damit von Anfang an mit starkem Mitbewerb zu tun haben?

Ja das ist absolut richtig. Hierzu habe ich zwei Punkte. Erstens kann man aus meiner Sicht mit einem sehr guten Produkt, guten und schlanken Prozessen und sehr gutem Marketing auch in einem wettbewerbsintensiven Markt punkten und Marktanteile gewinnen. Gerade junge Unternehmen haben oft den Vorteil, dass viele technische Prozesse komplett neu gedacht und gebaut werden können. Man kann also eine technisch bessere und schlankere Infrastruktur von Beginn an bauen und kann sich so, meiner Meinung nach, einen Vorteil gegenüber bestehenden Wettbewerbern erarbeiten.

Zweitens ist Wettbewerb nicht immer schlecht. Es gibt viele Beispiele, wo nicht das erste Unternehmen am Markt, sondern das zweite oder dritte Unternehmen letztendlich den Markt erobern konnte. Zudem hilft Wettbewerb auch das Bewusstsein der Bevölkerung für ein Produkt oder einen Service zu schaffen. Ich würde sagen, dass auch wir von den intensiven Marketing Kampagnen unseres Wettbewerbes profitieren, da viele Kunden so erst für das Thema Vergleichsportale sensibilisiert werden.

Nichtsdestotrotz muss man natürlich immer auf sein eigenes Produkt schauen und nur ein sehr gutes Produkt wird langfristig im Markt bestehen. Wenn unsere Kunden nicht mit uns zufrieden sind, haben wir keine Chance diese langfristig an uns zu binden.

Sie haben einen guten „Blick von außen“ auf die österreichischen Konsumenten. Unterscheidet sich der österreichische Konsument von unseren deutschen Nachbarn? Und wenn ja, welche Tipps können Sie für unsere Leserschaft daraus ableiten? Gibt es evtl. österreichische „Eigenheiten“ die im Unternehmenskonzept von Beginn an beachtet werden sollten?

Ich war vor der Gründung von compera mehrere Jahre beim deutschen Vergleichsportal CHECK24 angestellt und kann somit auf die Unterschiede zwischen österreichischen und deutschen Konsumenten eingehen. Und ja, hier gibt es einige.

Zum Beispiel nutzen in Österreich aus meiner Sicht noch mehr Konsumenten das Smartphone, um einen Vergleich durchzurechnen. Auch die Conversion Rates über das Smartphone sind in Österreich höher. Somit ist es umso wichtiger, dass die mobile Webseite und alle nachgelagerten Prozesse optimal aufgebaut werden.

Eigenartig ist meiner Erfahrung nach auch, dass die deutschen Konsumenten gerade am Wochenende und besonders am Sonntag Vergleiche durchrechnen und schließlich wechseln. Die Österreicher scheinen am Wochenende besseres zu tun zu haben und wechseln lieber unter der Woche.

Grundsätzlich sind die österreichischen Konsumenten meiner Meinung nach noch etwas skeptischer gegenüber Vergleichsportalen und digitalen Geschäftsmodellen als die deutschen Kunden. Ich denke aber, dass dies hauptsächlich auf die Kunden außerhalb der großen Städte zutrifft. Hier sehen wir bisher eine sehr schwache Nutzung unseres Portals und ein Großteil unserer Kunden kommt tatsächlich aus Wien.

Autor: Lisa Weber
Bilder: Adobe Stock| ZVG

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